
Fühlst Du Dich häufig gestresst und überfordert?
Stress ist zu einem alltäglichen Begleiter für viele Menschen geworden. Egal ob es die Arbeit, die Familie oder andere Verpflichtungen sind – die ständige Anspannung und der Druck können das Leben schwer machen. In diesem Artikel wollen wir tiefer in das Thema Stress eintauchen und verstehen, warum so viele von uns chronisch gestresst sind.
Anzeichen von Stress
Wie erkennst Du, dass Du gestresst bist?
Es gibt eine riesige Bandbreite von Symptomen, ich möchte hier nur einige erwähnen:
1.) Schwarz – Weiß – Denken:
Du siehst die Dinge nur noch in Extremen- ohne Grauzonen. Es gibt nur noch ein „Entweder-oder“, aber kein „Sowohl als auch“ mehr.
2.) Sich ständig im Kreis drehen:
Du grübelst ständig über dieselben Probleme nach, ohne zu einer Lösung zu kommen.
3.) Schnelles Anklagen und Verurteilen:
Anstatt mehrere Perspektiven einnehmen zu können um eine Situation zu betrachten, verfällst Du schnell in Verurteilung und Anklage. Personen und deren Wert können nicht mehr von ihrem Verhalten getrennt wahrgenommen werden.
4.) Körperliche Symptome:
Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, oder ein allgemeines Gefühl von Überdrehung und/ oder Erschöpfung. Auch Ein- und Durchschlafprobleme können auftreten.
5.) Reizbarkeit und Ungeduld:
Eine kurze Zündschnur und ein schnell gerissener Geduldsfaden sind typisch.
6.) Verlust von Freude und Leichtigkeit:
Durch Stress können wir das Gefühl für unsere Leichtigkeit und Lebendigkeit verlieren. Durch die veränderte Hormonproduktion bei Dauerstress, werden unsere Glückshormone weniger ausgeschüttet.
Bei den meisten von uns beginnt der Stress nicht erst im Erwachsenenalter, sondern schon in frühester Kindheit. Im Säuglings- und Kleinkindalter beginnt sich unser Toleranzfenster für dass Regulieren von Emotionen zu entwickeln. Unter andern durch veraltete Erziehungsmethoden durch abwesende oder psychisch kranke Eltern kann es sein, dass dieses Toleranzfenster sehr klein ausfällt und wir dadurch anfälliger für Stress und psychische Erkrankungen werden. Das Toleranzfenster wurde durch Dan Siegel bekannt und beschreibt den Bereich in dem wir fähig sind, mit Stress und Emotionen umzugehen. Wenn wir uns außerhalb dieses Fensters befinden, sind wir entweder überreizt ( z.B. wir knallen im Affekt die Tür zu, oder schreien rum) oder unterreizt ( z.B. wir fallen abends völlig kaputt auf das Sofa und sind für nix mehr zu gebrauchen).
Dann möchte ich nochmal auf unsere Bindungserfahrungen eingehen. Sie spielen eine sehr große Rolle wie stresstolerant und resilient wir später sind. Wer in einem sicher gebundenen Umfeld aufgewachsen ist, ein empathisches, liebevolles und beschützendes zu Hause hatte, wird eine viel größere Stresstoleranz haben, als jemand der dies nicht hatte. Häufig glauben Menschen das ihre Kindheit positiv war, dennoch wissen sie gar nicht, wie es sich anfühlt reguliert zu sein. Ein regulierter Zustand zeichnet sich durch das Gefühl einer inneren Ruhe, Weite, Ausgeglichenheit und Kontrolle über die eigenen Emotionen aus. Gut regulierten Menschen ist es möglich, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu setzen, um dann angemessen reagieren zu können.
Stress bis in das Erwachsenenleben
Wenn wir schon in frühester Kindheit nicht erfahren durften, das unsere Emotionen angemessen begleitet wurden und wir keine gute Regulationsfähigkeit erwerben konnten, dann kann der Stress zu einem Grundgefühl -wie ein alter Vertrauter- in unserem Leben werden. Dies kann zur Folge haben, dass wir süchtig nach Stress werden. Folgende psychische Störungen können sich auf dem Nährboden von chronischen Stress entwickeln:
-Angst und Zwangsstörungen -Depressionen -Chronische Erschöpfung bis zum Burnout -Posttraumatische Belastungsstörung ( PTBS & kPTBS ) -Schlafstörungen -Somatoforme Störungen -Essstörungen
Was kannst Du tun?
Es gibt verschiedene Ansätze, mit Stress umzugehen und dass Nervensystem wieder regulieren zu lernen. Ein erster Schritt kann sein, Bewusstsein darüber zu schaffen, welche Auslöser und Ursachen es individuell gibt. Da Stress eine körperliche Reaktion auf äußere Reize und mangelnder Erfüllung emotionaler und körperlicher Grundbedürfnisse ist, ist es ratsam und sinnvoll hier den Körper und das Nervensystem einzubeziehen. Dein Nervensystem darf lernen, wie es zukünftig auf Stress reagieren kann. Eine weitere sehr effektive Methode ist EMDR, die besonders dann zum Einsatz kommt, wenn der Stress durch traumatische Erlebnisse oder blockierender negativer Überzeugungen ausgelöst und aufrechterhalten wird.
Indem Du lernst Deine Stressauslöser zu verstehen und geeignete Methoden zur Regulation und Integration anwendest, kannst Du Schritt für Schritt zu einem ausgeglichenen Leben mit mehr Leichtigkeit und Freude finden.